Religionspolitik muss der religiösen Vielfalt Rechnung tragen

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„Musliminnen und Muslime sind die größte religiöse Minderheit in Deutschland. Mitgedacht werden sie in der praktizierten Religionspolitik aber nicht. Die Islamische Gemeinschaft fordert ein Umdenken“, erklärt Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Anlass sind Befunde aus dem ‚Religionsmonitor‘ der Bertelsmann Stiftung, die am Donnerstag, (15.12.2022) veröffentlicht wurden. Ali Mete weiter:

„Die muslimische Bevölkerung in Deutschland ist die größte religiöse Minderheit in Deutschland. Dieser Realität trägt das deutsche Kooperationsmodell aber kaum Rechnung. Es ist zwar grundsätzlich offen für religiöse Pluralität, schließt in der Praxis islamische Religionsgemeinschaften aber aus, weil sie nicht kirchenähnlich organisiert sind. Deshalb unterstützen wir die Forderung aus dem ‚Religionsmonitor‘ der Bertelsmann Stiftung, ‚staatskirchenrechtliche Arrangements auch auf den Prüfstand zu stellen‘. Dies ist insbesondere im Hinblick auf die Wohlfahrtspflege, Seelsorge sowie die religiöse Bildung an Schulen und Hochschulen dringend nötig. 

Gerade bei den Studiengängen der islamischen Theologie offenbaren neuere Studien dringenden Handlungsbedarf. Zu viele Studierende sind unzufrieden mit dem Studiengang. Mit ein Grund dafür ist, dass die Studiengänge an den Hochschulen nicht abgestimmt sind mit den islamischen Religionsgemeinschaften, weshalb der praktische Bezug fehlt – insbesondere für die Zeit nach dem Studium.

Der ‚Religionsmonitor‘ warnt zu Recht vor weitreichenden Folgen, falls es nicht gelingt, die Stagnierung in der Religionspolitik zu überwinden. Wir pflichten den Ausführungen der Expertinnen und Experten ausdrücklich bei: ‚Moderne Religionspolitik muss der religiös-weltanschaulichen Vielfalt verpflichtet sein.‘ Es reicht nicht, sich das Label ‚Einwanderungsland‘ zu geben, die damit einhergehenden Verpflichtungen aber außen vorzulassen. In einem Einwanderungsland muss es selbstverständlich sein, der wachsenden religiösen Pluralität der Bevölkerung Rechnung zu tragen.

In Anbetracht der nunmehr über 60-jährigen Geschichte der sogenannten ‚Gast‘-Arbeiteranwerbung ist die Politik im Verzug, die verfassungsrechtlich gebotene staatliche Neutralität gegenüber allen Religionen zu gewährleisten. Dazu gehört es, gesellschaftliche Entwicklungen zu reflektieren und Anpassungen vorzunehmen im engen Austausch mit islamischen Religionsgemeinschaften.“