Hutba: Die Privatsphäre

Freitagspredigten

Rahla

Verehrte Muslime! 

Der moderne Mensch hat ein starkes Bedürfnis, sich selbst zur Schau zu stellen. Dies ist fast schon zu seiner Lebensweise geworden. Was privat bleiben sollte, gibt er Preis, macht es sichtbar, verbreitet es. Der Spruch „Ich denke und glaube, also bin ich“ gilt nicht mehr. Heutzutage gilt eher: „Ich werde gesehen, also bin ich.“ Dabei haben alle Propheten, von Adam (a) bis Muhammad ﷺ, den Schutz der Privatsphäre besonders betont. Privatsphäre bedeutet, etwas zu schützen, ganz besonders die persönlichen Dinge. All das, was der Mensch für sich behalten sollte, macht seine Privatsphäre aus.

Liebe Geschwister!

Unsere eigene Privatsphäre zu schützen und die Privatsphäre Anderer zu respektieren, gehört zu den wichtigsten Grundsätzen unserer Religion. Das ist Teil des guten Benehmens und Ausdruck von Hayâ, also Schamhaftigkeit. Unser Prophet ﷺ sagte: „Hayâ gehört zum Îmân.”[1]

Privates in der Öffentlichkeit zur Schau zu stellen, ist sowohl der Gesellschaft als auch Allah gegenüber respektlos. Leider werden vor allem über die sozialen Medien viele Dinge, die zur Privatsphäre gehören, sichtbar gemacht. Doch was uns selbst betrifft, sollte bei uns bleiben, und was unsere Familie betrifft, in unserer Familie.

Verehrte Muslime!

Nicht nur unsere eigene, sondern auch die Privatsphäre unserer Mitmenschen ist wichtig. Im Koran heißt es: „Spioniert einander nicht aus.“[2] Unser Prophet ﷺ sagte: „Wenn jemand um sich blickt, während er mit jemandem spricht, dann gilt dieses Gespräch als geheim.“[3]

Auch persönliche Gegenstände und Schriften, die jemand für sich behalten möchte, gehören zur Privatsphäre. Ohne Erlaubnis darf sich diese niemand ansehen. Wir dürfen die Grenzen der Privatsphäre unserer Mitmenschen nicht überschreiten. Jeder Mensch hat einen Bereich, der nur ihm selbst gehört und geschützt bleiben sollte.

Liebe Geschwister!

Der wichtigste Teil der Privatsphäre eines Menschen ist seine eigene Wohnung. Im Koran heißt es: „O ihr, die ihr glaubt! Betretet nicht Häuser, die nicht die euren sind, bevor ihr um Erlaubnis gebeten und ihre Bewohner begrüßt habt. Dies ist besser für euch; vielleicht lasst ihr euch ermahnen.”[4] Und unser Prophet ﷺ sagte: „Es ist für niemanden halal, ohne Erlaubnis in ein Haus hineinzusehen. Tut er das, ist das so, als ob er es betreten hätte.“[5] Die Privatsphäre anderer schützen wir also, in dem wir unsere Blicke kontrollieren. All das gehört zu den Prinzipien des Islams.

Möge Allah uns zu jenen Muslimen gehören lassen, die die eigene Privatsphäre und die Privatsphäre Anderer schützen und respektieren.  Âmîn!

[1] Buhârî, Îmân, 16

[2] Sure Hudschurât, 49:12

[3] Tirmizî, Birr, 39; Abû Dâwûd, Adab, 32

[4] Sure Nûr, 24:27

[5] Tirmizî, Salâh, 148

Hutba: Die Privatsphäre

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